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Jubiläum - Der 1000. Patient in Luzern geschult
Am 24. Oktober 2009 ist in Luzern der 1000. Patient in der Patienten-Selbstkontrolle der oralen Antikoagulation (PS-OAK) geschult worden. Der 27-jährige Patrik Kiser aus Fürigen (NW) ist wegen einer kürzlich implantierten künstlichen Herzklappe auf eine dauerhafte Blutverdünnung angewiesen. In der Schweiz werden die für die Selbstkontrolle vorgeschriebenen Kurse seit zehn Jahren unter der Leitung des Luzerner Hämatologen Prof. Dr. med. Dr. phil. Walter Wuillemin angeboten.
Zum Jubiläum erhielt der aufgestellte junge Mann von Silvio Buser von der Firma Roche Diagnostics das für die regelmässigen Gerinnungsmessungen nötige Analysegerät geschenkt. Die Stiftung Coagulation Care, welche die PS-OAK-Kurse in der Deutschschweiz organisiert und durchführt, überreichte ihm einen prächtigen Blumenstrauss. Doris Zemp (†) von der Patientenorganisation INRswiss schliesslich schenkte Kiser einen Gutschein für eine kostenlose Teilnahme am nächsten INRswiss-Tag von Ende November in Thalwil.
Herr Kiser freute sich sichtlich über die unerwarteten Geschenke. Da er aber in den nächsten Tagen ins Ausland verreist und deshalb am traditionellen INRswiss-Fortbildungstag nicht wird teilnehmen können, schenkte er den Gutschein kurzerhand seiner Banknachbarin im Kurs weiter. Danach waren alle Kursteilnehmer zu einem Apéro eingeladen.
... und mit Doris Zemp (†) von der Patientenorganisation INRswiss
(Fotos: Vinzenzo Romeo)
Neue Studie bestätigt Wirksamkeit und Sicherheit der PS-OAK
Seit 1998 werden in der Schweiz Patienten geschult, damit sie ihre Blutverdünnung selber messen und das Medikament Marcoumar oder Sintrom selber dosieren können. In einer gross angelegten Untersuchung bei allen Patienten, die zwischen 1998 und 2009 geschult wurden, haben nun die verantwortlichen Ärzte von Coagulation Care untersucht, wie die Qualität der Blutverdünnung bei diesen Patienten ist und wie sich diese Therapie auswirkt bezüglich Verhindern von Thrombosen und Auftreten von Blutungen.
Die neue Studie, die in der renommierten Zeitschrift PLOS ONE publiziert werden konnte, zeigt, dass die Methode der Patientenselbstkontrolle der oralen Antikoagulation (PS-OAK), so wie sie in der Schweiz durch die Patienten durchgeführt wird, mindestens so gut und sicher ist wie andere Methoden der Blutverdünnung.
Es ist dies die erste so grosse Untersuchung, die bei unselektionierten Patienten ausserhalb kontrollierten Studien durchgeführt wurde. Die Arbeit zeigt, dass die PS-OAK tatsächlich nicht nur im Rahmen von Studien mit speziell ausgewählten Patienten, sondern auch im Rahmen der täglichen Praxis sehr wirksam und sicher ist.
Publ. 04/2014
Dr. med. et Dr. phil. M. Nagler als neuer Stifungsrat gewählt
Michael Nagler ist Hämatologe und Leiter des Hämostaselabors am Inselspital Bern. Schwerpunkte seiner Forschung sind diagnostische und prognostische Tests bei Patienten mit thromboembolischen Erkrankungen bzw. einer Blutungsneigung.
Michael Nagler hat ein besonderes Interesse an der Therapie mit Antikoagulantien, insbesondere im Hinblick auf Labormonitoring und Behandlung in der täglichen Praxis. Die Patienten-Selbstkontrolle der oralen Antikoagulation stand hierbei immer wieder im Mittelpunkt. Er leitet mehrere grosse klinische Studien, welche von verschiedenen öffentlichen Institutionen und Industriepartnern finanziert werden. Diese Studien werden im Rahmen einer grossen nationalen Studiengruppe durchgeführt und in Zusammenarbeit mit Experten anderer europäischer Länder, den USA und Kanada. Michael Nagler studierte Humanmedizin in Jena und Hamburg (Deutschland) und Epidemiologie in Maastricht (Niederlanden). Er promovierte in Bern (Dr. med.) und Maastricht (PhD).
Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
Publ. 04/2017
Anerkennung
Dass die seit Jahren angestrebte Krankenkassenanerkennung nun Realität geworden ist, ist das gemeinsame Verdienst von drei Organisationen: der Patientenvereinigung INRswiss, der Stiftung Coagulation Care und dem Gerätehersteller Roche Diagnostics. Wir danken allen, die an diesem Erfolg mitgearbeitet haben!
Was bedeutet die Neuerung für Sie als Patient?
Bevor Sie sich zur Patientenschulung anmelden, sollte Ihr Hausarzt bei Ihrer Krankenkasse eine Kostengutsprache einholen. Konkret geht es darum, die Krankenkasse schriftlich zu informieren, dass Sie künftig Ihre Blutverdünnung selber managen und dazu das Coagu-Chek-Messgerät benötigen.
Wenn Sie das Gerät nach der Schulung bestellen, wird Ihnen Roche Diagnostics mit der Lieferung des Geräts auch gleich die Rechnung zustellen. Diese können Sie an Ihre Krankenkasse weiterleiten. Der Rechnung müssen Sie das Zertifikat von der Abschlusskontrolle beilegen, die 2 bis 3 Monate nach der Schulung stattfindet. Am besten schicken Sie also die Rechnung mit dem Zertifikat erst nach der Abschlusskontrolle an die Krankenkasse.
Neue Gerinnungshemmer: Was bedeutet das für die PS-OAK-Patienten?
Seit 2012 sind in der Schweiz neue Medikamente zur oralen Langzeit-Antikoagulation auf dem Markt. Anders als bei Marcoumar und Sintrom muss ihre Wirksamkeit nicht mehr mit regelmässigen INR-Messungen überprüft werden, was ein Vorteil ist.
Ob diese Medikamente im Einzelfall sinnvoll sind, muss mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Dabei gilt es folgendes zu bedenken: Die neuen Gerinnungshemmer sind erst für Patienten mit Vorhofflimmern oder wiederholten Thrombosen und Embolien zugelassen; Patienten mit künstlichen Herzklappen oder anderen Gründen für eine Langzeit-Antikoagulation sind also weiterhin auf Marcoumar oder Sintrom angewiesen. Zudem sind die Wirksamkeit und das Nebenwirkungspotential der neuen Arzneimittel "nur" gegenüber einer konventionellen, durch den Hausarzt kontrollierten Antikoagulation getestet worden – nicht aber gegenüber der Patienten-Selbstkontrolle der oralen Antikoagulation (PS-OAK).
Weil mit PS-OAK aber bessere Resultate erzielt werden können, gehört die PS-OAK mit Marcoumar oder Sintrom weiterhin zu den besten und sichersten Therapien bei Langzeit-Antikoagulation. Es gibt deshalb derzeit auch keinen Grund, einen PS-OAK-Patienten, der mit Marcoumar oder Sintrom gut eingestellt ist, auf einen der neuen Gerinnungshemmer umzustellen.
Publ. 06/2012